British Museum, London

6. Tag London – Kunst satt im British Museum

Heute ist so ein typischer Londoner Regentag. Aus dem Bett heraus sieht es zur Aufstehzeit eher noch nach Nacht aus und der Regen prasselt ans Fenster. Wie gut, dass ich meine Tagesplanung darauf ausgerichtet habe. Erst eine kostenlose Stadtführung von gotomidtown und dann – zum Aufwärmen und Trocknen – ein Besuch im British Museum.

Nachdem ich mich aus dem Bett geschält habe, gibt es erst einmal eine Yoga-Session. Mein Vorsatz für London lautet: jeden Tag Sport. Mangelnde Zeit gilt hier nicht als Ausrede…

Dick eingepackt und mit Rautenschirm bewaffnet, stiefel ich zur Holborn Station vor, die auch der Startpunkt der Führung ist. Ein orange gekleideter gut gelaunter Guide wartet auf Teilnehmer. Am Ende findet sich eine interessante Truppe von 6 Leuten ein. Ein Business-Mann, der vielleicht seine Mittagspause etwas intellektueller gestalten möchte. Ein weiterer Mann, mit Schürze wie es Fleisch- und Wurstfachverkäufer tragen und einer blauen Mülltüte über dem Oberkörper, um nicht nass zu werden. Da die Mülltüte – welch Überraschung – keine Arme hat, wird der Pulli einfach an den Armen nach oben geschoben. Bei schnuckeligem 5 Grad müssen die Extremitäten ja nicht unbedingt bedeckt werden. Ein weiterer Mann mit einer Brille, mit der Normal-Sehende den Mann im Mond erkennen könnten. Ein paar Frauen waren auch dabei. Eine war früher sicherlich immer in der ersten Reihe in der Schule gesessen und weiß auch heute noch alles besser. Und eine kleine Asiatin gehört zur Runde. Als sie mich gesehen hat, ist sie gleich auf mich zu und mit einem „do juuuu enteer se gruuup?“ wird sie die nächsten Stunden meine Begleitung sein. Nettes Mädel und ich glaub sie ist froh, einen Gesprächspartner gefunden zuhaben. Leider verstehe ich sie nur so selten. Was daran liegen könnte, dass wir keine viel befahrene Straße auslassen, sie in ihre riesige Kapuze nuschelt und einfach auch so klein ist. Vielleicht liegt es aber einfach nur am extremen chinesischen Akzent. Ist auch nicht weiter tragisch, denn sie versteht mich genauso wenig. So läuft die Kommunikation folgendermaßen: einer erzählt und fragt etwas, der andere fragt bis maximal dreimal nach und dann wird nett gelächelt was der andere wiederum mit einem Lächeln quittiert. Da habe ich mich schon schlechter unterhalten …

Ach ja, die Führung. Das einzige was ich mitgenommen habe, war ein Filmtipp, Green Zone mit Ben Affleck. Es ging ja auch um Filmszenerien, allerdings waren die anderen Filme weit vor meiner Geburt abgedreht, so dass weder bei Titel noch Schauspieler etwas bei mir klingelt.

Sherry, die kleine Chinesin, begleitet mich weiter ins British Museum. Da war sie zwar schon zweimal, aber nur im Europa Teil. Wie ich erfahren habe, sind Chinesen vorwiegend an den Europäern bzw. ihrer Geschichte interessiert. Deutschland hat sie auch als bestes Land beschrieben. Die Deutschen wären so fleißig und gute Manufacturer, es wär auch alles so sicher. Sie war auch schon mal in Frankfurt, was ihr sehr gut gefallen hat. Ich erkläre ihr, dass es noch viel schönere Städte gibt. Als Antwort erhalte ich ein Lächeln und belasse es dabei…
Wir machen 2 Führungen mit, einmal Middle East und Ancient Rome. Der Original Koran von Mohammend ist ausgestellt, zudem viel gelernt über Kunsthandwerk. Einige schicke Römerbüsten ohne Nasenspitze und Ohrläppchen bewundert und eine islamische „schau in die Zukunft Maschine“ gesehen. Man dreht an verschiedenen Rädchen und dann stellen sich andere Rädchen um und erzählen etwas über die Zukunft. Beide Führungen wurden von deutschen Damen gemacht. Vielleicht war es Zufall, vielleicht lieben die Deutschen einfach die Geschichte.
Eine weitere Führung kann ich beim besten Willen nicht mehr durchhalten, genug Input für heute. Sherry muss jetzt auch gehen, ihr Mann hat schon angerufen, wo sie denn bleibt. Tschüss Sherry, war nett dich kennen gelernt zu haben.

British Museum Zukunft

Jetzt sitz in in der Eingangshalle des Museums. Beeindruckend. Alte Gemäuer mit einem überspannenden, modernen Glasdach. Allein um diese Konstruktion zu sehen, sollte man hier her kommen.
Um mich herum hoiiii, makaaaa, nhooi oder so ähnlich. Also jede Menge asiatische Besucher sind auch hier anzutreffen. Das mit der Verständigung müssen wir allerdings noch üben. Auf meine Frage, ob noch ein Platz frei wäre, haben von 5 Leuten 3 genickt und 2 den Kopf geschüttelt. Leichte Verwirrung stand mit wohl ins Gesicht geschrieben und eine gewisse Unschlüssigkeit mich mit dem Kaffee nun zum Stuhl hin oder weg zu bewegen. Ohne ein weiteres Wort, aber mit einheitlichem Kinn zum Stuhl bewegen, ergattere ich noch einen Stuhl. Zeit wird’s, mein Rücken dankt, auch der Koffein-Spiegel ist bereits weit unter lebensfähigen Niveau gesunken.

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Bevor die Pforten schließen schlendere ich nach Hause und denke an kleine Chinesinnen, islamische Vasen und römische Menüs.

Letzte Aktivität für heute: Kino. Irgendwas mit Walstreet und Wolf. Gehe mit vier Bankern hin. Wer hier wohl den größeren Spaß hat? Der Film dauert unfassbare 3 Stunden. Unfassbar auch, dass es sich nicht so anfühlt, obwohl die Geschichte in einen Satz passt: Typ aus Unterschicht schnuppert in die Walstreet hinein, gründet – ausgestattet mit ausgeprägten Sales-Fähigkeiten – eine Firma, macht richtig Asche und das selten legal und lässt es so richtig krachen.
Der Film hat durchaus witzige und überraschende Szenen und auch Leo di Caprio überzeugt in der Rolle des narzisstischen, durchgeknallten Brokers. Eine Strichliste zum Zählen des Wortes F*** wäre sicherlich auch ganz interessant gewesen.
Würde ich den Film empfehlen? Nein, nicht unbedingt. Besser vorher den Trailer ansehen. Damit ist auch alles zum Film gesagt und gesehen.

Aufgemerkt:
Dachkonstruktion des British Museum von Innen bewundern

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2 Gedanken zu “6. Tag London – Kunst satt im British Museum

  1. Christoph schreibt:

    Der Arbeitstag nach „der Wolf of Wall Street“ gestaltet sich auch gleich wieder viel langweiliger – kein Geld, keine Yacht, keine Drogen, keine Schimpfwoerter… alles nicht mehr so wie es mal war in der 90igern 🙂
    Toller Blog 🙂

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  2. Helen schreibt:

    Der Engländer an sich fragt ja auch für gewöhnlich ob der Stuhl besetzt ist und nicht ob er frei ist, daher waren die Asiaten wohl verwirrt 😉
    Ganz toller Blog, wenn ich gewusst hätte dass Du so gut schreiben kannst… !!! 🙂

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