Es ist mal wieder Zeit für einen Ausflug. Von London heraus ist es ein Einfaches mit dem Zug verschiedene sehenswerte Orte zu bereisen, meist auch zu einem guten Preis.
So steht für heute Canterbury an; für 25 Pfund und in 1,5 Stunden ohne Umsteigen ab London Bridge ein idealer Tagesausflug.
Der Blick aus dem Fenster zeigt…nichts…also genau genommen, ist da bestimmt etwas, aber der Nebel hängt schwer über den Feldern und Örtchen, die wir passieren. Unterhaltsamer sind da im Moment die Ortsnamen bei den Durchsagen, wie Sandwich, Wye (gesprochen wie „why“). Könnte eine interessante Unterhaltung ergeben, wenn man nach dem Wohnort gefragt wird…hey, where do you live? Wye.
Nicht die höfliche englische Art zu antworten …. ☺
Canterbury ist von den Ausmaßen sehr überschaubar und man kann die „tatsächliche“ Altstadt und die nach dem 2. Weltkrieg wieder rekonstruierte „neue“ Altstadt wunderbar zu Fuß erkunden.
Wir laufen durch das alte westliche Stadttor, ein bisschen erinnert es an das Isartor in München. Eine Fußgänger Zone noch hübsch und dezent weihnachtliche beleuchtet eröffnet sich unseren Blicken. Schnucklige Fachwerkhäuser säumen links und rechts den Weg. Wir laufen durch gepflegte Gässchen und an perfekt hergerichteten Häusern vorbei. Mit der Kathedrale als UNESCO Weltkulturerbe und einer Stadt, die ausschließlich von Tourismus lebt, vielleicht anders nicht zu erwarten.
Auch Ketten wie Zara, Cafe Nero und wie sie alle heißen, haben hier Einzug gehalten, allerdings hinter hübschen Fassaden nicht ganz so aufdringlich.
Empfehlenswert ist eine Stadtführung, im Winter um 11 Uhr, im Sommer auch am Nachmitttag. Für 7 Pfund erfährt man in 1,5 Stunden allerhand Informatives:
Nahe am Meer, mit Fluss (Stour) und nicht allzuweit von London entfernt wollte offenbar über die Jahrhunderte hinweg jeder mal hier gewesen sein.
Die Römer haben das größte Amphitheater Britanniens erbaut, durch die Franzosen war Canterbury erste französisch sprechende Englische Stadt, zudem ist das Gotteshaus älteste Kathedrale in England, die sogar auch mal katholisch war.
Am Eingangstor zur Kathedrale werden wir von unserem gefragt, wie alt wir die Jesus Statute schätzen. Hundert? Tausend ?
Nein, gerade mal 40 Jahre. Über 20 Jahre war die Stelle leer bis durch eine Ausschreibung ausgerechnet ein deutscher Künstler den Zuschlag bekam. Fragt man die Anwohner, so meint der Guide, würden die meisten ebenso der Meinung sein, dass das Modell schon seeeeeehr alt wäre. Vergessen ist die Lücke, die über die Jahre bestand ☺. Wie es eben so als Einheimischer ist. Als Tourist schaut man meist doch genauer hin….
Die Kathedrale sollte man auf alle Fälle auch Innen sehen. Ist allerdings nicht ganz so einfach, denn mehr oder weniger rund um die Uhr finden Gottesdienste statt. Als gemeiner Tourist kann man dazwischen jedoch einen Blick rein werfen.
Die Kathedrale ist gigantisch und zwar in jeder Hinsicht. Sehr hoch, sehr lang, sehr verzweigt. Hautsächlich im gotischen Stil, ist sie etwas karg im Schmuck, aber mit beeindruckender Fensterkunst.
Der Chor probt gerade für den nächsten Gottesdienst, er ist erst gar nicht zu lokalisieren. Wahnsinns Akustik.
Toll muss auch der Ausblick vom Glockenturm sein, den man über diverse Stufen selbst erklimmen kann. Leider ist er heute für uns geschlossen.
Wie in anderen Städten, ist auch hier nichts umsonst, was den Anschein für Touristen hat, es könnte interessant sein.
Wir werfen noch einen Blick in das Canterbury Heritage Museum. Zwar in einem netten, alten Haus, aber ein bisschen lieblos scheinen mir die Exponate zusammengestellt. Eine Mischung aus Fossilien, Leben damals und heute, etwas über die Kathedrale und eine Ausstellung über Rupert Bear. Die Erfinderin der Kindergeschichten und Zeichnungen um einen Bären war von hier. Mir war dieser Bär nicht bekannt, aber als englischer Bär steht man natürlich auch in harter Konkurrenz zu Paddington und Winnie the Pooh …
Eine Stärkung genehmigen wir uns in einem netten Pub, the Crocketer. Nett vor allem, weil es einen Kamin gibt, der jetzt gerade richtig kommt. Wir sinnieren vor dem Feuer gerade über das Gesehene und Gehörte, als sich ein Gast zu uns gesellt. Mit Bier und ein Glas Jack Daniels, wie er uns erzählt. Und er erzählt uns viel. Über Frauen und Geld und überhaupt. Scheint immensen Redebedarf zu haben. Uns bluten bereits die Ohren, das Bier ist zudem leer und der Zug kommt auch bald. Wir verabschieden uns und erzählen, dass es wieder nach London geht. Ahh London, kommt von ihm als Kommentar, you know what? I own London. Damit und mit Jack lassen wir ihn am Feuer zurück…..
Aufgemerkt 1:
Canterbury ist definitv einen Ausflug wert.
Aufgemerkt 2:
Den Turm der Kathedrale besteigen und die Aussicht genießen