36. Tag London – Klavier mal anders in St. Martin in the Fields

Der Trafalgar Square hat offenbar eine große Anziehung auf mich, denn ich bin schon wieder hier. Dieses Mal allerdings um einem kostenlosen Lunchtime Concert in der Kirche St. Martin in the Fields beizuwohnen.
Es ist ein Klavierkonzert von einem jungen, hier wohl recht bekannten Engländer, der einarmig spielt. Ehrlich gesagt, so richtig kann ich mir das nicht vorstellen. Mit nur einer Hand spielen, das müsste man doch irgendwie hören, denke ich mir und bin schon sehr gespannt darauf.

Ich betrete St. Martin, hell und perfekt hergerichtet ist sie. Da ich mir nicht sicher bin, ob man fotografieren darf, mach ich nur ein Bild. Ein ganz schnelles, verstecktes, was sich auch direkt in der Qualität bemerkbar macht…

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Jetzt wäre ein Sitzplatz noch recht. Das Konzert ist nicht gerade ein Geheimtipp und ich ergattere hinten seitlich noch ein Plätzchen. Ich sehe nichts, ich kann noch nicht mal sagen, wo das Klavier steht. Macht aber nichts, geht ja vorwiegend ums Hören….

Es wird geklatscht, ich sehe ganz Vorne ein schwarzes Büschel Haare. Das muss er wohl sein, der Pianist. Den anderen ergeht es nicht anders, denn die Rentner-Damen vor mir stehen direkt auf um einen besseren Blick auf den Musiker zu werfen.

Er erzählt ein bisschen was zu sich und zu den ausgewählten Stücken. Dann legt er los, ich würde fast sagen, er haut in die Tasten.
Über einhändig „alle meine Entchen“ bin ich am Klavier nie hinausgekommen, von daher spricht hier nicht gerade der Experte, aber für meine Ohren klingt das nicht nur nach 5 Fingern. Es klingt fantastisch. Alle lauschen ehrfürchtig und denken sich vielleicht gerade das Gleiche.

Großer Applaus ertönt nach dem ersten Stück. Ich sehe wieder einen schwarzen Schopf, die Damen vor mir stehen wieder kurz auf für einen weiteren Blick auf den Musiker und es geht weiter.

Leise und ruhig diesesmal.

Irgendwas klingt dazwischen heraus. Kommt mir irgendwie bekannt vor und passt da so gar nicht hin. Kommt irgendwie auch von einer anderen Ecke. Die anderen hören es auch, man schaut sich um, manche grinsen, manche verdrehen die Augen. Ah…ein Obdachloser hat es sich in einer Ecke mit über das Gesicht gezogener Mütze gemütlich gemacht und schnarcht vor sich hin. Respekt. Die Kirche ist voll, das erste Lied ziemlich schnell und laut, aber das scheint ihn nicht gestört zu haben.
Mich stört das Schnarchen schon ein wenig, denn jetzt wo ich es weiß, kann ich es kaum mehr ausblenden.
Wie früher in der Schule, einmal angefangen auf die „ähs“ der Lehrer zu hören, war es kaum mehr möglich dem Unterricht zu folgen…

Es folgen noch einige, teilweise bekannte Stücke. Am Ende gibt es tosenden Beifall und Standing Ovations und wir werden mit einer Zugabe belohnt.

Aufgemerkt:
Jeden Freitag um 13 Uhr findet ein Lunchte Concert statt mit unterschiedlichen Musiker. Der Eintritt ist frei.

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